Hypnose bei Persönlichkeitsstörungen 2020-11-02T10:36:00+00:00

Project Description

Was ist das besondere an Persönlichkeitsstörungen? Patienten mit anderen psychischen Störungsbildern erleben sich während einer Erkrankungsepisode in der Regel nicht so, wie sie sich sonst kennen. Die Krankheit ist Ausdruck davon, dass man in einer bestimmten Lebensphase „anders ist als in gesunden Zeiten“. Eine Persönlichkeitsstörung hingegen ist enger mit der Grundpersönlichkeit verwoben und besteht in unterschiedlicher Ausprägung mehr oder weniger durchgängig. Das gilt nicht nur für die Borderline-Störung, sondern auch für andere Formen wie z.B. die selbstunsichere oder die narzisstische Persönlichkeitsstörung.

Ericksonsche Hypnose zielt nicht primär darauf ab, Symptome zu beseitigen, sondern unterstützt Menschen dabei, ganz individuell die zu ihnen passenden Entwicklungsschritte zu finden und zu gehen. Milton Eriksson drückte das einmal so aus: Hypnose ist kein „Heilmittel“, sondern ein Medium um ein Klima zu kreieren, in dem Menschen gute neue Lernerfahrungen machen können.

Für Menschen mit Persönlichkeitsstörungen sind meist drei Bereiche wesentlich: Der Selbstwert, der Selbstschutz und die emotionale Selbstregulation. Wenn diese Aspekte stabil zur Verfügung stehen, dann werden Lebensbereiche wie die Gestaltung von Beziehungen oder die Veränderung von Verhaltensweisen um vieles leichter und effektiver. Imaginationsübungen, die Entwicklung eines sicheren inneren Ortes oder die Arbeit an biografischen Szenen mittels innerer Bilder sind längst auch außerhalb der Hypnotherapie etabliert und gut wirksam. Überhaupt können Menschen durch die Arbeit mit inneren Bildern in einem geschützten Rahmen in Kontakt mit ihrer Vergangenheit, ihrer Gegenwart und ihrer Zukunft kommen und dabei für sie relevante Veränderungen auch innerlich erleben. Verbunden mit der lösungsfokussierten Einbeziehung unbewusster Potentiale entstehen dabei für die Betroffenen oft unerwartete Freiheitsgrade.

Hypnotherapie besteht aber nicht nur in der bloßen Anwendung hypnotischer Techniken. Es ist die genuin respektvolle, oft humorvolle, kreative sowie ressourcen- und potentialorientierte Haltung der Ericksonschen Hypnose, die den Boden bereitet, auf dem aus der anfangs oft sehr leidvollen und belastenden Symptomatik ein fruchtvoller und gesunder Entwicklungsprozess entstehen kann.

 

Denn Therapie bedeutet für die meisten Menschen mit Persönlichkeitsstörung einen Prozess, der zumindest phasenweise sehr herausfordernd und anstrengend ist, wenn sie in Kontakt mit belastenden oder intensiven emotionalen Prozessen kommen. Die Entstehungsgeschichte von Persönlichkeitsstörungen beginnt oft bereits früh im Leben der Betroffenen und zeugt von den schwierigen Bedingungen, welche sie in ihrer Lebensgeschichte meistern mussten. Das therapeutische Fokussieren auf dieses erlebte Leid in der Vergangenheit kann im Behandlungsverlauf wichtig und sinnvoll sein. Die Hypnotherapie hat aber wie kaum ein anderes Verfahren auch die Potenz, positive Erfahrungen und Erinnerungen aus der eigenen Biografie „auszugraben“ und zu aktivieren, sodass die real vorhandenen Kompetenzen der Patienten nutzbar werden – oft an Stellen, an denen dies von den Betroffenen gar nicht vermutet wird. Es ist schön und oft sehr berührend, Menschen auf diesem Weg und auf diese Weise zu begleiten.

AUTOR

DR. MED. MATTHIAS NÖRTEMANN
DR. MED. MATTHIAS NÖRTEMANNChefarzt Psychosomatik – München Klinik Harlaching
  • Chefarzt der Klinik für Psychosomatische Medizin, München Klinik Harlaching
  • Vorstandsmitglied der MEG
  • Lehrtherapeut für Hypnose (Bayerische Landesärztekammer)
  • Coaching

Coaching Dr. Nörtemann

„Menschen können unglaublich viel, sie wissen es nur oft nicht!“

(Milton H. Erickson)

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