Hypnose: Gefahren, Risiken, Nebenwirkungen

Hypnose: Gefahren, Risiken, Nebenwirkungen 2018-07-03T11:48:13+00:00

Project Description

Hypnose fasziniert die Menschen, weil sich mit ihr der Glaube verbindet, Dinge jenseits der Vernunft zu erfahren und weil damit nachweislich psychische wie körperliche Leiden geheilt werden können; viele stellen sich jedoch auch die Frage nach möglichen Risiken, Gefahren und Nebenwirkungen.

Hypnose bewirkt eine erhöhte Vorstellungsintensität und ein freiwilliges Sich-Anvertrauen sowie Abgabe eines Teiles der Kontrollfunktionen an einen als wohlmeinend eingeschätzten Hypnotiseur. Daher sind Menschen in diesem Zustand besonders suggestibel und aufgrund der emotionalen Öffnung ungeschützter als im Alltag. Dieser Zustand kann von einem Hypnotiseur, der moralisch nicht gefestigt ist, missbraucht werden. Unter anderem werden gelegentlich sexuelle Übergriffe während der Trance berichtet (und gerichtlich verfolgt).

RISIKEN BEI DER THERAPEUTISCHEN ANWENDUNG 
Verwirrung, schwere Träume, Kopfschmerz oder Übelkeit kommen vor; sie treten aber nicht häufiger auf als bei Entspannungsverfahren oder anderen Therapiemethoden – (wurden allerdings bei der Bühnenhypnose doppelt so häufig beobachtet). In seltenen Fällen können verdeckte Depressionen, Manie oder eine Psychose ausgelöst worden. Auch wenn man sich wegen eines scheinbar harmlosen Anliegens wie Gewichtsreduktion oder Raucherentwöhnung in eine Hypnosebehandlung begibt, können Re-traumatisierungen verursacht werden, z.B. wenn frühere Missbrauchserfahrungen vorliegen, die teilweise bis dahin unbewusst waren. Daher ist es unbedingt empfehlenswert, sich für eine Hypnosebehandlung an einen Psychotherapeuten mit gründlicher klinischer Ausbildung zu wenden.

RISIKEN BEI DER BÜHNENHYPNOSE 
Bei der Showhypnose treten durch unsachgemäße Handhabung immer wieder verschiedene Arten von Schädigungen auf. Auch hier können Re-traumatisierungen unabsichtlich verursacht werden, wenn belastete Inhalte berührt werden; es wurden Fälle berichtet, wo das Zählen zur Vertiefung der Trance Erinnerungen an eine traumatisch verlaufene Narkose wachrief, bei deren Einleitung ebenfalls gezählt wurde, oder das Flackerlicht des Bühnenhypnotiseurs die Erinnerung an einen nächtlichen Autounfall wachrief. Bedauerlich ist in solchen Fällen, wenn die betroffene Person damit sich selbst überlassen bleibt, weil der Laienhypnotiseur nicht weiß, wie damit umzugehen ist. Manchmal kommen körperliche Verletzung durch Unachtsamkeit vor, z.B. Wirbelsäulenschäden bei der „Planke“ vorgekommen, ebenso seelische Verletzung in der Showhypnose durch Beschämung und Demütigung vor Publikum.

HYPNOTISCHE EXPERIMENTE 
Hypnotisierte Personen befinden sich in einem verletzlichen Zustand; hinzu kommt, dass die volkstümliche Meinung dem hypnotisierten Menschen fälschlicherweise Willenlosigkeit zuschreibt, was dazu führt, dass er dem Hypnotiseur einen gewissen Einfluss auf sich zubilligt und sich, mehr als manchmal für ihn gut ist, kooperativ verhält. Daher wird der Hypnose die Möglichkeit zur Anstiftung selbst- oder fremdschädigenden Verhaltens (Diebstahl, Verletzung) zugeschrieben, was aber ein Irrtum ist. Entsprechende Experimente scheinen zwar zu zeigen, dass unter Hypnose suggeriert werden könne, gefährliche Schlangen anzufassen oder andere zu vergiften

Nur garantiert die Öffentlichkeit (Universität, Klinik, Fernsehen) immer den Spielcharakter solcher Vorführungen, so dass die Situation intuitiv als „sicher“ wahrgenommen wird.

Fazit: In einer vertrauenswürdigen Umgebung mit einem kompetenten, erfahrenen Behandler wird der Patient durch die hypnotische Trance nicht willenlos, sondern im Gegenteil in die Lage versetzt, seinen Einfluss auf sich selbst besonders wirkungsvoll zu entfalten und die für seine Heilung nötigen Kräfte in sich zu mobilisieren.

AUTOR

 PROF. DR. DIRK REVENSTORF, DIPL.-PSYCH.
PROF. DR. DIRK REVENSTORF, DIPL.-PSYCH. Professor für klinische Psychologie an der Universität Tübingen

M.E.G. Tübingen

M.E.G. Hypnose (Wiss. Beirat)

„Daher sind Menschen in diesem Zustand besonders suggestibel und aufgrund der emotionalen Öffnung ungeschützter als im Alltag.“

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