Project Description
Was ist der Unterschied zwischen der zahnärztlichen Hypnose und der Hypnotherapie durch einen psychologischen Psychotherapeuten (bzw. in Österreich Psychotherapeuten oder auch klinischen Psychologen)?
Zahnärztliche Hypnose wird manchmal vor und überwiegend während der Zahnbehandlung angeboten, um die Behandlung angenehm und angstfrei zu gestalten.
Die zahnärztliche Hypnose, auf die sich die meisten Zahnärzte beschränken, grenzt sich von der Hypnotherapie ab, die in Deutschland eine eigene psychotherapeutische Ausbildung verlangt. Die zahnärztliche Hypnose hat zum Ziel, nach einer schnellen Induktion der Hypnose von zwei bis maximal fünfzehn Minuten Dauer in eine entspannte zahnmedizinische Behandlung überzuleiten. Der Zahnarzt setzt dabei in der Zahnarztpraxis ausschließlich positive Inhalte ein und lenkt damit die Konzentration des Patienten auf angenehme Dinge oder Erlebnisse, wodurch der Patient die vielfältigen aversiven Reize der Zahnbehandlung nur noch peripher wahrnimmt und positiv umdeutet. Der Patient verliert zumeist das Zeitgefühl und seine Angst, Medikamente wirken trotz beträchtlich kleinerer Dosierung länger, weil Stressreaktionen ausbleiben und die parasympathische Reaktionslage den Abbau verlangsamt.
Die Methode der zahnärztlichen Hypnose kann also schnell und unproblematisch angewandt werden, sowohl vom behandelnden Zahnarzt, als auch begleitend von Psychologen oder psychologischen Psychotherapeuten. Dadurch kann der Zahnarzt seine volle Konzentration auf die zahnärztliche Tätigkeit richten. Die Hypnose dient dem Patienten als ein Mittel zur stressarmen und schmerzlindernden zahnärztlichen Behandlung. Durch die angenehme Erfahrung einer entspannten Behandlung verstärkt sich das Vertrauen und die Mitarbeit des Patienten. Dies erleichtert den zahnärztlichen Alltag und schützt vor Stress – sowohl beim Patienten als auch beim Zahnarzt.
Mit Hilfe der vorbereitenden hypnotherapeutischen Arbeit durch einen psychologischen Psychotherapeuten (bzw. klinischen Psychologen) können die möglichen Ursachen schon vorab betrachtet und die Angst aufgelöst werden, um anschließend herauszufinden, was der Patient individuell für sich braucht, damit er von nun an angstfrei und entspannt zum Zahnarzt gehen kann.
Auf welche Weise können Angst und Phobie bearbeitet bzw. aufgelöst werden?
Die Gründe für das Entwickeln einer Zahnbehandlungsphobie können sehr vielschichtig sein, allerdings spielen laut aktuellen Studien traumatische Erfahrungen bei 2/3 der Zahnbehandlungsphobiker eine wesentliche Rolle. Diese negativen Erfahrungen können einmal beim Zahnarzt gemacht worden sein, können aber auch aus einem ganz anderen Zusammenhang stammen und lediglich im Rahmen der Zahnbehandlung wieder aktiviert werden (meist ohne, dass der Betreffende sich des Zusammenhangs bewusst ist).
Das heißt, es ist in der hypnotherapeutischen Arbeit oft sehr hilfreich, sich so ein zurückliegendes traumatisches Ereignis in geschütztem Rahmen in Begleitung eines gut ausgebildeten psychologischen Psychotherapeuten (oder klinischen Psychologen) in Trance anzuschauen, um es zu verarbeiten.
Dies kann rein hypnotherapeutisch erfolgen, indem der Patient beispielsweise in Trance korrigierende Erfahrungen macht, d.h. selbst nacherlebt und verankert, was ihm damals geholfen hätte, um es gut zu verarbeiten oder in Kombination mit traumtherapeutischen und/oder körpertherapeutischen Methoden.
Wie geht es dann weiter?
Im Anschluss wird mit dem Patienten erarbeitet, was er nun braucht, um von jetzt an entspannt zum Zahnarzt gehen zu können. Dies können Dinge sein, wie die Vereinbarung eines Pausenzeichens, begleitende Musik, Hypnose-CD über Kopfhörer zu hören oder auch den Psychologen/Psychotherapeuten vielleicht bei der ersten Zahnbehandlung mitzunehmen, damit er vor Ort eine Hypnose durchführt, um neue positive Erfahrungen während der Zahnbehandlung zu bahnen. Auch kann eine begleitende Hypnose durch einen Hypnose-Zahnarzt neue positive Erfahrungen im Zusammenhang mit der Zahnbehandlung bringen.
Vorbereitend kann in der Hypnose die positive Zukunft einer erfolgreichen Zahnbehandlung auch schon erlebt werden, denn wenn man die positive Zukunft schon einmal erlebt hat, ist es leichter sie auch so wieder zu erleben.
Ziel ist es nicht, dass der Patient von einer begleitenden Hypnose abhängig ist, sondern dass er möglichst bald entweder die Hypnose – im Sinne einer Selbsthypnose – eigenständig anwendet, oder dass er neugierig darauf wird, die Zahnbehandlung im bewussten Zustand angstfrei und entspannt mitzuerleben.
Besonders effektiv und angenehm für die Patienten ist es, wenn es eine Kooperation zwischen psychologischen Psychotherapeuten (klinischen Psychologen) und Zahnarzt gibt und die vorbereitende Arbeit im besten Fall direkt am Zahnbehandlungsstuhl durchgeführt werden kann.
*Randbemerkung: „Zahnarztangst“ wird vermutlich öfter gegoogelt, ist allerdings nicht der korrekte Begriff – ganz im Gegenteil, denn er vermittelt, dass der Betreffende vor dem Zahnarzt als Person Angst haben müsste. Für die Psychohygiene der Zahnärzte ist es besonders wichtig von der Zahnbehandlungsangst bzw. -phobie seiner Patienten zu sprechen, denn es macht einen großen Unterschied, ob der Zahnarzt das Gefühl hat, der Patient habe Angst vor ihm oder aber vor dem, was er tut.
AUTOR
- Trainerin und Supervisorin der DGZH e.V.
- Buch- und CD-Autorin
- Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der DGZH e.V.