Project Description
Ein Besuch beim Zahnarzt ist für viele Menschen mit Angst verbunden. Während lediglich ca. 20-30% der Patienten komplett angstfrei und entspannt die Praxis betreten, weisen ca. 60% der Menschen in Deutschland eine leichte bis mittlere Behandlungsangst auf. Knapp 15% leiden sogar an einer Zahnbehandlungsphobie. Die Gründe für Angst oder Phobie können sehr unterschiedlich sein.
. Die Patienten berichten häufig von physiologischen Reaktionen wie erhöhter Herzfrequenz und Schwitzen. Neben dem Vermeiden von Behandlungen, kommen auch kurzfristige Terminabsagen oder Nichterscheinen vor.
Doch nicht nur bei Angstpatienten wird die „Hypnose am Behandlungsstuhl“ häufig eingesetzt, sondern auch zur Schmerzausschaltung bzw. -reduktion. Wenn auch die wenigsten Patienten sich eine Extraktion (Zahnentfernung) unter Hypnose ohne zusätzliche Anästhesie wünschen, ist bei Hypnose doch bereits eine höhere Reiz- und Schmerzschwelle belegt. Das bedeutet, dass unter Hypnose Schmerzen erst dann wahrgenommen werden, wenn der Schmerzreiz intensiver ist. Menschen nehmen Schmerzen unterschiedlich wahr. Dennoch ist beim Einsatz von Hypnose häufig weniger Anästhetikum (Betäubungsmittel) notwendig.
In Einzelfällen wie beispielsweise Unverträglichkeiten gegenüber Inhaltsstoffen des Anästhetikums kommt der Hypnose daher eine besondere Bedeutung zu. Auch die zahnärztliche Behandlung von Kindern mit Hypnose gehört in nahezu allen Kinderzahnarztpraxen zum Portfolio. Zusätzliche Anwendungsgebiete sind die Behandlung von Würgereiz-Patienten oder Bruxismus (Zähneknirschen/-pressen). Zwar wird heutzutage die Hypnose routinemäßig in zahlreichen Zahnarztpraxen weltweit eingesetzt, dennoch fehlen in einigen zahnärztlichen Disziplinen noch Studien zur Wirksamkeit. Zahnärzte, die mit Hypnose behandeln, sind von den positiven Effekten auf ihre Patienten, die Arbeitsatmosphäre im zahnärztlichen Team sowie im kommunikativen Umgang begeistert.
Allerdings verweisen wissenschaftliche Fachgesellschaften beim Erstellen von Leitlinien in letzter Zeit häufig auf die schwache oder fehlende wissenschaftliche Datenlage (Evidenz) hin. Obwohl zahlreiche Fallberichte den sicheren und effektiven Einsatz der zahnärztlichen Hypnose erfolgreich belegen, mangelt es derzeit noch an prospektiven, randomisierten klinischen Studien. Daher arbeiten die wissenschaftlichen Fachgesellschaften wie z.B. die Deutsche Gesellschaft für Zahnärztliche Hypnose (DGZH e.V.) in Kooperation mit zahnmedizinischen Universitätsklinika derzeit daran, mehr valide und qualitativ hochwertige Studien auf dem Gebiet der zahnärztlichen Hypnose durchzuführen. Es ist daher unbedingt notwendig, dass neben der positiven klinischen Erfahrung von Zahnärzten auch evidenzbasiert zahnärztliche Hypnose als effektive und sichere Methode mit großem Benefit für das zahnärztliche Team und die Patienten belegt werden kann.
AUTOR
- Oberarzt an der Klinik für Zahnerhaltungskunde, Präventiv- und Kinderzahnmedizin der Universität Bern
- Gastwissenschaftler in der Klinik für Parodontologie und Zahnerhaltung der Universitätsmedizin Mainz
- Präsident der Deutschen Gesellschaft für Zahnärztliche Hypnose DGZH e.V.
- Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats deutschsprachiger Hypnose-Gesellschaften WBdH
- Council of Representative Member of the European Society of Hypnosis (ESH) and of the International Society of Hypnosis (ISH)
- Bundesvorstandsmitglied des Freien Verbands Deutscher Zahnärzte FVDZ e.V. und Leiter der FVDZ-Akademie, des traditionellen Winterkongresses und des Kongresses Dentale Zukunft
- Mitglied der Deutschen Delegation bei der FDI Welt-Zahnärzte-Organisation
Deutsche Gesellschaft für Zahnärztliche Hypnose e.V.
zmk bern – Zahnmedizinische Kliniken