Dr. Gunther Schmidt: Was wichtig ist, damit Psychotherapeut*innen keine Flickschuster der Gesellschaft werden
Dr. Gunther Schmidt gilt als ein Pionier der Hypnotherapie und systemischen Therapie in Deutschland. Er entwickelte aus diesen beiden Therapiemethoden einen hypnosystemischen Ansatz, der die Arbeit vieler Psychotherapeut*innen wesentlich prägte.
Ab 1986 baute Gunther Schmidt das Milton Erickson Institut in Heidelberg auf, wo er noch heute seinen hypnosystemischen Ansatz in Seminaren unterrichtet.
2007 gründete Gunther Schmidt zusammen mit Mechthild Reinhard und Carsten Till die sysTelios-Klinik. Diese zeichnet sich durch eine nicht hierarchische Organisation „auf Augenhöhe” aus und arbeitet mit Klient*innen hypnosystemisch und kompetenzorientiert.
Gunther Schmidt ist zudem Autor mehrerer Bücher: unter anderem Einführung in die hypnosystemische Beratung und Therapie und Liebesaffären zwischen Problemen und Lösungen.
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Inhalte der Episode:
- Wie Gunther Schmidt seinen Tag beginnt.
- Was Körperkoordinationsübungen sind und wie Gunther diese nutzt, um erwünschtes Erleben zu bahnen.
- Was Gunthers Interesse an Psychotherapie auslöste.
- Warum Gunther Medizin und nicht Psychologie studierte.
- Warum Gunther denkt, dass die Idee des Pacings und Leadings im NLP und der Hypnotherapie ein Missverständnis ist.
- Was laut Gunther die vielversprechendsten Entwicklungen in der Psychotherapie sind.
- Was manchen Hypnotherapeut*innen aus Gunthers Sicht fehlt.
- Wie Gunther sein therapeutisches Geschick erlernt hat.
- Warum die Haltung des demütigen Staunens in der Psychotherapie wichtig ist.
- Was die wichtigsten Grundprinzipien der Hypnosystemik sind.
- Welche Tipps Gunther jemanden geben würde, der/die kurz davor steht, als Psychotherapeut*in die erste Sitzung anzubieten.
- Wie man als Psychotherapeut in unserer Gesellschaft sinnerfüllt arbeiten kann.
- Warum Psychotherapeuten eine Verpflichtung haben, Stellung zu gesellschaftspolitischen Themen zu beziehen.
Personen, die im Interview genannt werden:
- Helm Stierlin: deutscher Psychiater, Psychoanalytiker und systemischer Familientherapeut. Trug wesentlich dazu bei, dass sich die systemische Therapie in Deutschland etabliert hat. Begründer der Heidelberger Schule in der systemischen Therapie.
- Salvador Minuchin: Professor für Pädiatrie an der Universität Pennsylvania und Kinderpsychiater. Er prägte mit seiner Strukturellen Familientherapie das Denken vieler systemischer Psychotherapeut*innen.
- Maurizio Andolfi: Kinderpsychiater und Familientherapeut. Er war wesentlich daran beteiligt, dass die Familientherapie in Europa Einzug hielt.
- Gregory Bateson: Biologe, Anthropologe, Sozialwissenschaftler, Kybernetiker und Philosoph. Er gilt als der geistige Gründervater der systemischen Therapie. Die Mitglieder der Palo-Alto-Gruppe (Don D. Jackson, Jay Haley, Virginia Satir, Paul Watzlawick und andere) waren seine Schüler.
- Jay Haley: US-amerikanischer Psychotherapeut, Schüler von Gregory Bateson und Milton Erickson. Gründer des Mental Research Institute in Palo Alto und enger Mitarbeiter von Salvador Minuchin. Er gilt wie Salvador Minuchin als Pionier der systemischen Familientherapie.
- Virginia Satir: US-amerikanische Psychotherapeutin, bekannt für ihre familientherapeutischen Ansätze und Familienskulpturen. Viele sehen sie als die „Mutter“ der Familientherapie.
- Paul Watzlawick: Kommunikationswissenschaftler, Philosoph, Psychotherapeut und Autor. Er gilt als einer der bedeutendsten Impulsgeber der systemischen Therapie. Bekannt ist er unter anderem auch für seine Veröffentlichungen zur Kommunikationstheorie und dem radikalen Konstruktivismus.
- Iván Böszörményi-Nagy: Ungarischer Arzt, Psychotherapeut und Hochschullehrer. Er leistete wesentliche Beiträge zur systemischen Therapie und ist bekannt für seine Kontextuelle Therapie.
- Mailänder Gruppe: Mara Selvini Palazzoli, Luigi Boscolo, Gianfranco Cecchin und Giuliana Prata. Sie entwickelten das Mailänder Modell mit Unterstützung von Paul Watzlawick.
- Frank Farelly: US-amerikanischer Sozialarbeiter, Psychotherapeut und Professor für Soziale Arbeit und Psychiatrie. Begründer der Provokativen Therapie.
- John Bargh: US-amerikanischer Psychologe, der durch sein Experiment zur unbewussten Beeinflussung des Willens durch Priming (oder zu Deutsch Bahnung) bekannt wurde.
- Václav Havel: Der letzte tschechoslowakische Staatspräsident von 1989 bis 1992 und von 1993 bis 2003 der erste Präsident der tschechischen Republik. Er war zudem Essayist, Dramatiker und Menschenrechtler.
- Gerald Hüther: deutscher Neurobiologe und Autor.
Bücher & Links:
- Grawe, K. (2004). Neuropsychotherapie. Hogrefe Verlag.
- Doidge, N. (2007). The brain that changes itself: Stories of personal triumph from the frontiers of brain science. Penguin.
- Doidge, N. (2015). The brain’s way of healing: Stories of remarkable recoveries and discoveries. Penguin UK.
- Metzinger, T. (2014). Der Ego-Tunnel: Eine neue Philosophie des Selbst: Von der Hirnforschung zur Bewusstseinsethik. Piper Verlag.
- Rosen, S. & Erickson, M. H. (2003). Die Lehrgeschichten von Milton H. Erickson. Isko-Press.
- Bargh, J. (2018). Vor dem Denken: Wie das Unbewusste uns steuert. Droemer eBook.
- Interview mit Gunther Schmidt im Sounds of Science Podcast
Hallo Gunther, ich lauschte mit hohem Interesse diesem Interview und ziehe meinen Hut vor deiner Haltung. Genau die von dir beschriebene Einstellung halte ich auch für das Geheimnis gelingender Unterstützung, ganz gleich auf welcher Ebene. Ich finde auch klasse, dass du den individuellen Kontext hervorhebst und von dir und deinen Leuten erwartest, dass jeder eine höchst individuelle Unterstützung erhält. Wichtig, dass die für Veränderungen erforderlichen Ressourcen im Klienten liegen, und man sich selbst einfach zurücknimmt und keine Abhängigkeiten und falsches Leading zulässt. Sehr klasse.
Martin Pfennigschmidt